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Viviens Grusel oder … Memento Mori?

Mit Mops Hans und Ridgebackhündin Hilde spazierte ich wie immer durch den Teutoburger Wald, nur diesmal machten wir einen Abstecher zum Steinbruch. Schwerer Novembernebel schlich die Hänge hinauf, kaum ein Sonnenstrahl, der für heute angekündigt war, schaffte es durch den dichten Schleier.

Noch einige Meter, und dann waren wir wieder bei dem uralten Haller Waldfriedhof, der sich auf unserem Weg in unserer Sichtachse mit einem großen Steinkreuz ankündigte. Efeubewachsene Grabsteine, windschiefe Findlinge mit verwitterten Namen, freimaurerische Obelisken und laubbedeckte, zerbrochene Grabplatten traten durch die feuchten Nebelschwaden hervor. Kein Mensch war unterwegs. Über uns flogen zwei Raben aufgeregt und mit Geschrei davon. Man brauchte kaum Phantasie, um sich einen wilden Tanz der Vampire vorzustellen … Das knarrende, verrostete Eisentor mit dem schweren Kreuz öffnete den Weg zu den alten Treppenstufen, die zu den höher liegenden Gräbern führten.

Hilde und Hans schnüffelten begierig die Herbstdüfte, wir marschierten schneller, vorbei an den weiteren, von Efeu eingewachsenen Gräbern und dem urigen Friedhofspavillon. Wir befanden uns auf der Strecke zum Steinbruch. Die Sonne ächzte sich plötzlich durch den Nebel und schoss Lichtkorridore durch vereinzelte Bäume. Blätter, Kastanien und Bucheckern unter meinen Sohlen raschelten vertraut, im Gebüsch huschte allerlei Getier, Gerüche variierten von Atemzug zu Atemzug, mal nach Gras, mal süßlich, dann wieder modrig. Der Wald lebt!

Plötzlich blieben Hilde und Hans an einer Stelle stehen und bellten aufgeregt.

Beim Näherkommen erkannte ich auf dem Boden ein herzförmiges, nahezu menschliches Antlitz. Schwarz-glänzende, halb geöffneten Augen blickten mich aus dem unversehrten Gesicht einer Schleiereule an.  Der Rest fehlte. Ich schluckte schwer und zog die Hunde weg. Unweigerlich dachte ich an die Aberglauben mit Eulen. Wurde es nicht als Todbringer angesehen, wenn man tagsüber eine Eule hörte oder sah? Was galt denn bei so einem Fund? Federn konnte ich zunächst nicht entdecken, doch beim Blick in die angrenzende Tanne erkannte ich weit über uns zahlreiche Reste eines Kampfs. Ich blickte wieder zu ihrem Gesicht, das soviel SchleiereuleWürde und Frieden ausstrahlte, dass es kaum verwunderlich war, dass die Eule als Vogel der Weisheit galt. Hatte sie zu Beginn der Dämmerung vielleicht gespürt, dass dies ihr letzter Sonnenuntergang war?

Ich atmete tief durch, verbannte alle unsinnigen Gedanken an Vorboten und Omen und sah zu, dass ich mit Hilde und Hans nach Hause kam. Noch vor Einbruch der Dunkelheit. Auf jeden Fall hatte ich eine Geschichte für unsere heutige Abendrunde am Kamin mit Gottfried, Hedda und Christian …

Schleiereule

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